Zuckererbsen. Gebraten.

Gebratene ZuckererbsenEs mag überraschen: Zuckererbsen sind, so finde ich, das ideale Gemüse für Leute, die kein Gemüse essen, und die kein Gemüse mögen. Denn sieht man sich die Sache genauer an, so sind es ja meist immer dieselben Sachen, derentwegen mancher Gemüse nicht so wirklich schätzt: Eine gewisse Laffheit im Biss, die sich schnell, wenn man die Garzeit nicht im Blick hat, ins völlig Formlose steigern lässt. Eine gewisse Wässerigkeit dann, die natürlich umso deutlich hervortritt, je mehr man allein von kochendem Wasser Gebrauch macht, um das Gemüse gar zu bekommen. Und eine gewisse Abwesenheit von Geschmack natürlich, denn was in zu viel Wasser zu lange weichgekocht wird, das schmeckt auch meistens nicht mehr nach besonders viel. Ernsthaft: Wie könnte man sowas denn noch mögen? Oder gar essen wollen? Bah. Die Zuckererbsen dagegen: Fleischig. Nussig. Fest. Und vor allem: Bratbar. Oh, wie herrlich!

ZuckererbsenDas schöne an den Zuckererbsen ist tatsächlich, dass sie, wenn man sie erst vorgart und dann ein wenig anbrät, einen herrlichen, nussigen, leicht herben Geschmack – wobei das Nussige stets überwiegt – entwickeln, der sich einerseits zu nicht ganz leichten Fischsorten und zu Hummer ganz fabelhaft macht, es, wenn man sich ein wenig geschickt anstellt, aber auch durchaus mit Entrecôte vom Grill aufnehmen kann. Aber: Zuckererbsen sind leider nicht gleich Zuckererbsen – wirklich gute sind gar nicht so leicht zu bekommen. So sehr sich die mittelmäßigen von den guten im Geschmack unterscheiden, so sehr tun sie dies dankenswerterweise aber auch in ihrer äußeren Gestalt. Wo die einfachen, mittelmäßigen, mit denen man ja durchaus immer noch etwas anfangen kann, eher dünn und von rauem, leicht mattem Äußeren sind, erkennt man die besseren und reiferen Exemplare meist an etwas dickerer Gestalt, einem satten, seidig grünen Glanz und einer eher lederig, speckig wirkenden Oberfläche – gilt gleiches übrigens auch für Forstbeamte? Letztere Güte ist es hier geworden – gefangen wurden die Zuckererbsen übrigens nicht in Reih und Glied abgepackt im Supermarkt, sondern frisch auf dem Bio-Markt. Und gemacht wurde daraus – denn einfach Kochen und Braten wäre ja dann doch langweilig gewesen – gebratene Zuckererbsen mit angerösteten Walnüssen.

Was man braucht (für eine Portion):

  • eine Handvoll Zuckererbsen
  • 2 Walnüsse, gehackt
  • Fleur de Sel und Pfeffer aus der Mühle
  • Butter
  • Zitronensaft. Umso mehr, je reifer die Zuckererbsen sind. Und je leichter das ist, was man dazu isst.

Das Rezept:
Die Nüsse in einer Eisenpfanne vorsichtig anrösten. Zuckererbsen putzen und in etwa 8 Minuten kochen. Abgießen und abschrecken. Butter in einer Sauteuse erhitzen und die Zuckererbsen, sobald die Butter bräunt, nochmals etwa 8 Minuten unter regelmäßigem Rütteln braten. Nach der Hälfte der Zeit mit Salz und Pfeffer würzen und den Zitronensaft zugeben. Anrichten und mit den gerösteten Nüssen bestreuen.

Was es dazu gab:
Schollenfilet mit ZuckererbsenDazu machen können hätte man eine Menge verschiedener Sachen, da sich die gebratenen Zuckererbsen wunderbar an fast alle möglichen Fleisch- und Fischvarianten anpassen lassen. Gemacht wurden, und das mag wieder überraschen, ganz simple Schollenfilets. Schollenfilets in Nussbutter immerhin. Die übrigens ziemlich gut waren, obwohl sie eher eine Verlegenheitslösung darstellten, denn eigentlich wollte ich Seezunge haben, die aber leider nicht zu bekommen war. Und zwar noch nicht einmal für bares Geld! Aber: Schollen sind ja auch Plattfische. Und auch bei den Schollen wandern während der Metamorphose die Augen rechtsherum auf die Oberseite. Von diesen anatomischen Delikatessen aber abgesehen: Der feine, nussige Geschmack der mehlierten und in schäumender Butter kurz gebratenen Schollenfilets harmonierte ganz wunderbar mit den leichten, bitter-süßen Röstnoten der gebratenen Zuckererbsen.

Der Wein dazu:
Winter GrauburgunderAuch beim Wein sind die Zuckererbsen trotz ihres ausgeprägten Geschmacks eigentlich ziemlich dankbar. Man kann sich daher nach der Hauptsache richten. Für die eigentlich geplante Seezunge und damit ein wenig simplifiziert auch für die Scholle hätte es zwei Möglichkeiten gegeben: Weißen Burgunder von anständiger Reife. Und vorzugsweise aus Burgund natürlich. Oder anständigen Grauburgunder. Und da mein Keller klein ist und die seriösen weißen Burgunder dünn gesät, wurde es ein Grauburgunder aus der Alltagsweinabteilung. Genauer: Deutscher Grauburgunder. Noch genauer: Stefan Winters fabelhafter Grauburgunder aus Rheinhessen. Der sich zur Scholle wunderbar machte. Und den ich nur, wenn ich tatsächlich Seezunge bekommen hätte, gegen eine Flasche Grauburgunder Haardter Herrenletten Alte Reben von Weegmüller in der Pfalz getauscht hätte. Aber natürlich: das wäre eine ganz andere Kategorie gewesen, und beide gegeneinander aufzustellen, wäre ja fast, als wollte man Schollen mit Seezungen vergleichen.