Zu den großen Klassikern unter den Sandwiches gehört das BLT, das man so ziemlich auf jeder Speisekarte jedes halbwegs anständigen Tea Rooms findet. Und sicher auch in den Karten so mancher halbwegs anständiger Brasserien und Cafés – oder solchen Lokalen, die gerne halbwegs anständige Brasserien oder Cafés wären. Der Unterschied ist oft ziemlich leicht feststellbar: Man frage einfach danach, was dieses BLT denn sei. Kommt als Antwort, es handele sich um ein Bastei-Lübbe-Taschenbuch oder gar um die Bayerische Landesanstalt für Tierzucht, dann sollte man allenfalls ein Glas Wasser bestellen. Bacon, Lettuce and Tomato sind gemeint, also Speck, Salat und Tomaten, wobei der Speck idealerweise angebraten ist, der Salat jedoch nicht. Bei den Tomaten kann man es so oder so machen.
Aber ernsthaft: So ein Sandwich ist gerade dann eine fabelhafte Sache, wenn es draußen warm ist und man nicht allzu viel Zeit hat. Denn natürlich isst man es kalt oder lauwarm, und es lässt sich in ziemlich kurzer Zeit zubereiten, wenn man gerade keinen Tea Room in der Nähe hat, in den man schnell zum Mittagessen springen kann. Und das dürfte leider auf die meisten von uns zutreffen. Und natürlich ist eine ungemein große Zahl an Variationen möglich – man muss sich nicht zwingend an BLT halten. Als ich mit den Sandwiches anfing, hatten sie meist nur mit Salat und Parmaschinken zu tun, später dann lebten sie überwiegend von Putenbrust und Mangochutney (und wurden während des Studiums von Nachbarinnen mit leerem Kühlschrank hoch geschätzt). Man kann den Schinken natürlich auch weglassen, oder Räucherlachs nehmen, Krabben, Forellen, Roastbeef, alles mögliche! Obst und Gemüse erlauben ebenfalls unglaubliche Möglichkeiten – wie wäre es z.B. mit angebratenen Scheiben von grünen Spargel? Oder fein abgehobelten Birnenscheiben? Und die Saucen erst: ganz egal, ob man sie nun kauft oder selbst herstellt (was ich immer bevorzugen würde, denn es ist kein großer Aufwand, und man kommt meist um Emulgatoren, Säurungsmittel und Verdickungsmittel gut herum). Mit einem Wort: Im Prinzip kann man machen, was man will, denn großes Fehlerpotential gibt es eigentlich nicht, so lange man nicht gerade den Salat in den Toaster steckt. Und daher ist dieses Rezept auch mehr ein Vorschlag oder eine Basis für weitere Versuche. Ziemlich gut es ist trotzdem, und es lässt sich vor allem in weniger als 20 Minuten auf den Tisch bringen: Mein PLT MC & HMD (es darf spekuliert werden).
Was man braucht:
- 2 Scheiben Weißbrot. Kein Toastbrot, denn das ist zu dünn, und kein Baguette, denn das ist formal nicht geeignet, sondern ganz klassisches Kastenweißbrot. Es kann sein, dass es in Zeiten von Dinkel- und Vollkornwahn ein wenig schwer zu bekommen ist, aber es führt wirklich kein Weg daran vorbei. Und die Scheiben sollten möglichst dick geschnitten sein.
- 2 TL Honig
- 1 TL mittelscharfer Senf. Da ich oft nur den einfachen Dijon-Senf von Maille im Haus habe, wird es der auch meistens.
- 1 Prise getrockneter Dillspitzen. Oder frischer natürlich, wenn man den zur Hand hat.
- frischen Salat. Hier war es eine wild gepflückte Mischung vom Markt, aber man käme auch mit Rucola oder Feldsalat gut zu recht.
- Butter
- Prosciutto crudo. Kann aus Parma oder San Daniele sein, oder auch aus Frankreich oder Spanien, muss aber nicht. Pata negra würde ich aber nicht dafür verschwenden.
- 2 kleine Champignons, in dünne Scheiben geschnitten
- 1 kleine, reife Tomate, in dünne Scheiben geschnitten
- ein paar dünn abgehobelte Scheiben Hartkäse, z.B. Parmesan
- Fleur de Sel und Pfeffer aus der Mühle.
Das Rezept – Teil I:
Honig mit Senf, Dillspitzen und ein wenig Fleur de Sel vermengen. Falls der Honig zu fest ist, um ihn zu verrühren: kurz erwärmen. Die Sauce in den Kühlschrank oder ins Gefrierfach stellen, damit sie wieder ein wenig fester wird und beim Essen nicht an allen Seiten aus dem Sandwich herausläuft. Das kann man auch ein paar Stunden vorher machen. Und fertig ist die Honig-Senfsauce
Das Rezept – Teil II:
Champignons und Tomaten in einer Pfanne anbräunen – wenn nötig, ein wenig Öl dazugeben. Vorsicht bei Pfannen aus blankem Walzstahl oder Gusseisen: Die Säure der Tomaten kann einen metallischen Geschmack aus der Pfanne herauslösen. Tatsächlich scheint mir dies eine der wenigen Gelegenheiten, bei denen eine beschichtete Pfanne sinnvoll sein kann.
Das Brot in einem Sandwichgrill oder in der Grillpfanne beidseitig anbräunen. Ein normaler Toaster geht auch, aber dann sieht es natürlich nicht so hübsch aus.
Die untere Brotscheibe leicht mit Butter bestreichen, den Salat und dann den Schinken auflegen – den Schinken dabei großzügig überlappen lassen. Tomaten und Pilze auf den Schinken legen, leicht salzen und pfeffern, dann den Schinken zuklappen, so dass Pilze und Tomaten nicht mehr herausfallen können. Die Honig-Senfsauce auf das Schinkenpäckchen geben, den Käse und schließlich die obere Brotscheibe aufsetzen. Falls nötig (das ist es eigentlich immer) mit einem Zahnstocher feststecken und servieren. Und dazu könnte man dann natürlich noch Pommes Frites reichen….
Der Wein dazu:
Mal ehrlich: Das ist ein Mittagessen. Oder allenfalls eines, das es am frühen Nachmittag gibt, wenn man es vor lauter Frühstück nicht geschafft hat, rechtzeitig zum Mittagessen zu kommen. Falls man es aber doch nicht lassen kann, und man vor allem keine Schwierigkeiten zu fürchten hat: Ich trinke zu so einem Sandwich bevorzugt Cidre. Der ist frisch, hat ordentlich Kohlensäure und verfügt meist auch über mehr Geschmack (nur eben nach Apfel!) als billiger Champagner. Weniger Alkohol ist auch drin. Und noch dazu kostet er so viel weniger! Und natürlich ist er an heißen Tagen eine erstklassige Erfrischung, die einer gewissen, heiteren und entspannten Gleichgültigkeit für den Rest des Nachmittags durchaus förderlich ist, ohne dass gleich der ganze Tag gelaufen wäre.