Ich bin ja eigentlich kein Gemüsefreund. Ja, sicher, Spargel im Frühling, Kürbis im Herbst, und Wirsing im Winter. Aber das war’s dann eigentlich schon – für mich sind das alles irgendwelche Früchte. Und ich gewinne, so sehr ich mich auch mühe, doch immer wieder auf’s Neue keinem Gemüse auch nur das Geringste ab. Und ich gebe mir wirklich Mühe! Aber: was soll man machen. Und doch: Gelegentlich kommt mir die eine oder andere Gemüsesorte unter, die wirklich überraschend ist. Und genau um eine solche Gemüsesorte geht es hier: Die Schwarzwurzel. Und zwar gebraten.
Dabei leidet die Schwarzwurzel gleich unter zwei ganz ausgeprägten Nachteilen: Einerseits ist sie gar nicht so leicht zu bekommen – zumindest in den normalen Supermärkten ist sie mir noch nie über den Weg gelaufen. Und auch auf dem Wochenmarkt findet man sie eher selten. Eher schon in den besseren Biosupermärkten – also nicht in jenen seltsamen Bioläden, in denen Personal und feilgebotenes Gemüse oft bereits ein vergleichbares Verfallsstadium erreicht haben, sondern eher dort, wo man sich auch ein wenig um Frische und gewischte Böden bemüht. Und andererseits? Womöglich mag der noch gravierendere Nachteil tatsächlich sein, dass die Schwarzwurzel so ungeheuer hässlich und unansehnlich ist. Der Alberich unter den Gemüsen gleichsam: Schwarzes, schwieliges Schwefelgezwerg – viel ist ja auch nicht dran an so einer Wurzel. Wobei man natürlich sagen muss: Das Zeug trägt seinen Namen nicht von ungefähr: Die schwarze Rinde ist tatsächlich nicht nur schwarz, sondern enthält auch noch eine recht unangenehme Gerbsäure, die beim Schälen gerne die Hände verfärbt. Und natürlich wachsen solche Wurzeln unterirdisch, weshalb sie nicht nur einfach unschön anzusehen sind, sondern auch noch eine ganze Menge Dreck mit ins Haus und in die Küche bringen – beste Voraussetzungen also, um das Lieblingsgemüse der reinlichen Hausfrau zu werden. Aber bei denen habe ich in der Regel ohnehin Küchenverbot.
Ist die Schale aber einmal ab, und hat man sie gegart, ein wenig gebraten und schließlich auf dem Teller, dann kann man in den Schwarzwurzeln ein wirklich fabelhaftes Gemüse entdecken, das zwar nicht unbedingt durch leuchtende Farben oder üppige Substanz auffällt (tatsächlich sollte man die Finger von ihnen lassen, wenn man wirklich Hunger hat!), dafür aber einen herrlich feinen, nussigen, süßlich-würzigen Geschmack bieten kann – ein wenig dem Spargel ähnlich, dabei fleischiger und dichter. Und damit bietet sich die Schwarzwurzel natürlich ideal als Beilage zu Dingen, die nicht ganz harmlos leicht, aber auch nicht fett und schwer sind, und von denen man ihrerseits eine einigermaßen komplexe Geschmacksentfaltung erwarten kann. Steinpilze könnte ich mir hier vorstellen, oder, natürlich deutlich interessanter, Kalbsbries in Madeira. Für den Anfang und zum Ausprobieren war es hier immerhin ein angeschmorter brauner Champignon, denn irgendwas brauchte ich natürlich für’s Foto – aber das Bries ist schon gekauft und wird mit den restlichen Schwarzwurzeln den zweiten Gang in einem netten, kleinen Menü vorstellen, das es in ein paar Tagen bei mir geben wird.
Was man braucht:
- ein paar Schwarzwurzeln.
- Butter
- Fleur de Sel und Pfeffer aus der Mühle
- Frisch geriebene Muskatnuss
- ein wenig Essig oder Zitronensaft
Das Rezept:
In einer Schüssel kaltes Wasser mit ein wenig Essig oder Zitronensaft bereithalten. Schwarzwurzeln von grobem Schmutz befreien, schälen, schnell abspülen und sofort in die Schüssel legen – andernfalls werden die Wurzeln sofort braun. Und das möchte man ja nicht. Die Schwarzwurzeln längs halbieren und je nach Dicke 15 bis 20 Minuten kochen. Abgießen und unter kaltem Wasser abschrecken. Butter in einer Pfanne erhitzen. Sobald die Butter leicht bräunt, die Schwarzwurzeln zugeben und bei mittlerer Hitze braten, bis sie zu bräunen beginnen. Sehr zurückhaltend mit Salz, Pfeffer und Muskat würzen, noch ein paar Minuten weiter braten, dekorativ auf Tellern anrichten und das dazupacken, für das die Schwarzwurzeln die dekorative Beilage vorstellen sollen.
Praktisches:
Wie schon erwähnt, sind die Schwarzwurzeln meist enorm schmutzig und enthalten jede Menge Gerbsäure, die die eigenen Hände schnell verfärbt – gleichzeitig verfärben sich die Wurzeln auch noch selbst, wenn man sie gerade schält. Daher: Kochhandschuhe tragen. Dann die Schwarzwurzeln gründlich von allem Dreck befreien. Eine Schüssel mit ein wenig Zitronensaft oder Essig (wirklich: wenig davon! Sonst kann man es gleich bleiben lassen.) bereitstellen. Die Wurzeln recht geschwinde mit mit einem Sparschäler von der Schale befreuen und sofort in die bereitgestellte Wasserschüssel legen. Und dort erst herausholen, wenn das Wasser, in dem sie vorgegart werden, kocht, und man sie direkt dort hineinwerfen kann.