Ich muss ehrlicherweise sagen: Eigentlich esse ich gar keinen Salat. Ich finde ihn normalerweise schlicht überflüssig. Also Dekoration taugt er immerhin, oder meinetwegen, wenn man in manchen Rezepten wirklich nicht ohne ihn auskommt – aber da geht es meist auch eher um die Optik als um den Geschmack. Ja, in den Hamburger gehört er natürlich, oder, wenn gar kein Weg daran vorbeiführt, als sommerliche Vorspeise mit ein wenig gebratenem Steinbutt oder solchen Dingen. Warum ich ihn nun eigentlich gar nicht mag, ist schwer zu sagen. Die Idee, die sich mir gerade aufdrängt, ist die einer gewissen Abhängigkeit von Jahreszeiten und Temperaturen – die letzten Tage hindurch war es nämlich so heiß, dass ich schlichtweg nicht kochen wollte. Aber nun kann man ja nicht gar nichts essen, und man kann natürlich auch nicht immer grillen (kann man nicht?), wozu man an heißen Tagen eigentlich nur Fleisch benötigt. Als Beilage tut es dann eine solche, die in Flaschen abgefüllt und ausreichend gekühlt ist. Aber selbst davon hatte ich mittlerweile genug, und so kam ich auf die Idee, doch einmal Salat zu machen – ohne allerdings mehr als eine vage Vorstellung davon zu haben, wie ich das nun anstelle.
Aber damit wir uns nicht falsch verstehen: Mit Salat meine ich keinen Kartoffelsalat, auch keinen Krautsalat, und erst recht keinen Nudelsalat, diese teigige Grausamkeit in spröde gewordenen Plastikschüsseln, in der Mittagshitze durchgegoren und mit Salmonellenoption. Nein, ich meine richtigen Salat – oder, um es genauer zu fassen: Rucola. Rauke. Den kannte ich schon (als echter Carnivore kann ich das ganze grüne Zeug oft nicht wirklich auseinanderhalten), denn er kommt bei mir im Sommer auf die Burger, und er hat, wenn er etwas taugt, einen angenehm bitteren und würzigen, aber sehr angenehmen Geschmack. Wo kommt man nun an Rucola, der etwas taugt? Idealerweise auf dem Markt natürlich, aber da kein Markttag war, und mir die schon leicht vergilbten Spitzen, die stellenweise dunkel unterlaufenen Blätter und die mit schwarzbraunen, schon leicht wie verschwommen wirkenden Ringen abgesetzten Stiele in den normalen Supermärkten nicht so wirklich zusagten, wurde es Rucola aus dem Biosupermarkt. Und da es mir leichter fiel, etwas mehr Geld auszugeben, als nochmal etwas weiter zu laufen, kam auch der Rest von dort, den man für dieses Rezept benötigt:
Was man braucht:
- Rucola, der etwas taugt. Bekommt man den nicht, kann man es eigentlich auch bleiben lassen. 100 g pro Person gibt eine ordentliche Menge.
- Tomaten, etwa zwei Stück mittlerer Größe pro Person. Idealerweise auch solche, die man nicht noch extra mit Tomatenmark bestreichen muss, damit sie nach Tomate schmecken. Also Bio oder vom Markt.
- Olivenöl. Da beim Salat das Öl nicht unerheblich für den Geschmack ist, kann man ruhig das beste nehmen, das zu haben ist. Oder zumindest das beste, das man bekommt, ohne gleich das Silber dafür verkaufen zu müssen.
- Balsamico. Hier lohnt es sich noch mehr als beim Öl, vernünftigen Balsamico zu kaufen. Also Balsamico tradizionale di Modena DOP. Man braucht ja auch nicht so viel davon.
- Fleur de Sel und Pfeffer aus der Mühle.
- Dünn abgehobelten Hartkäse. Parmesan zum Beispiel.
Das Rezept
Rucola waschen und trockenschleudern. Dafür möglichst eine Salatschleuder verwenden, keine Strümpfe. Die Tomaten ebenfalls waschen und vierteln oder achteln – je nachdem, wie viel Spaß man daran hat, sie im fertigen Salat mit der Gabel zu suchen und herauszupicken. Rucola und Tomaten in eine große Schüssel geben. Idealerweise benutzt man eine große Edelstahlschüssel (wir sehen gleich noch warum). Ein wenig Öl und Balsamico miteinander verrühren, so dass sich eine homogene, ölige Creme bildet. Zu Rucola und Tomaten in die Schüssel geben, mit Salz und Pfeffer würzen und die Hälfte der Käsespäne dazugeben. Gut durchmischen und den restlichen Käse darüber streuen. Etwa 15 Minuten durchziehen lassen, und zwar idealerweise an einem kühlen Ort – denn warmer Salat an heißen Tagen ist für alle, die sonst schon keinen Salat essen, nur ein Argument, es auch weiterhin nicht zu tun.
Gekühlter Salat: Der Trick
Steht kein kühler Ort zur Verfügung, weil der Kühlschrank voller Bier ist, die Schüssel nicht hineinpasst, man keinen höhlenartig angelegten Eiskeller hat, oder warum auch sonst, kann man den Salat samt Schüssel auch auf andere Weise auf die richtige Temperatur bringen und gleichzeitig dafür sorgen, dass er den Geschmack von Öl, Balsamico und Gewürzen gut annimmt. Dafür war es jedoch notwendig, den Salat in einer Edelstahlschüssel zuzubereiten, da Stahl ein deutlich besserer Temperaturleiter ist als Glas oder Kunststoff. Benötigt werden nun nur noch eine zweite Schüssel oder ein Suppenteller sowie einige zerkleinerte Eiswürfel. Letztere sollte man idealerweise in einem Ice Crusher zerkleinern – wer Cocktails trinkt, hat sowas meist im Haus. Ein Zerkleinern mit dem Fleischklopfer, dem Austernöffner oder dem Granitmörser geht dagegen normalerweise daneben. Und in Anbetracht der zu erwartenden Schäden bei Verwendung ungeeigneter Instrumente lohnt sich die kleine Ausgabe für einen Ice Crusher wirklich! Das zerkleinerte Eis kommt nun in die zweite Schüssel, die Salatschüssel in das Eis, und nach 15 Minuten ist der Salat fertig und kann serviert werden.

Salat auf Eis. Wenn das Eis schmilzt, verdrängt die Schüssel das Schmelzwasser, und man hat eine flüssigkeitsgekühlte Küche. Also besser neben dem Waschbecken aufstellen….
p.s. Ich habe den Salat natürlich dann doch nicht pur gegessen. Die 15 Minuten Kühlzeit ließen mir genügend Zeit für ein kleines Stück Roastbeef…