Thunfisch aus der Dose hat ja durchaus eine gewisse Ähnlichkeit mit Katzenfutter. Was die Verpackung betrifft. Was den Geruch angeht. Und auch im Geschmack, stelle ich mir vor – denn überraschenderweise gehört Katzenfutter in Ermangelung der zugehörigen Katze nicht zu den Dingen, deren Geschmack ich in Kindertagen schon selbst überprüft habe – dürfte es da gewisse Analogien geben. Und dann gibt es ja auch noch Leute, die sich den beliebterweise in Sonnenblumenöl oder anderem Biodiesel eingelegten Thunfisch mit rohen Zwiebeln aufs Vollkornbrot packen. So gesund! Aber – und das wird nun wieder wenig überraschen: Thunfisch ist nicht gleich Thunfisch. Und wo es auf der einen Seiten den katzenfutterartig in Dosen gepressten gibt, da gibt es auf der anderen Seite auch den feinen, durchaus aromatischen, in anständiges Olivenöl eingelegten Thunfisch, der nebenbei zwar ein Schweinegeld kostet, mit dem man aber geschmacklich auch eine Menge anstellen kann. Und zwar ganz simpel. Wir machen daraus: Fettuccine mit Thunfisch und Tomaten.
Die Unterscheidung zwischen besser und schlechter – ich sage bewusst nicht: gut und schlecht! – ist beim Thunfisch übrigens relativ einfach zu treffen: Der bessere kostet einfach deutlich mehr. Und ich meine damit: deutlich mehr. Tatsächlich war es für das kleine Glas Bauchfleisch vom Gelbflossenthunfisch (übrigens eine der weniger gefährdeten Thunfischarten, wenn man es von dieser Seite betrachten möchte) ein Vielfaches von dem, was für Katzenfutter aufgerufen wird. Bei dem es sich übrigens meist auch um Gelbflossenthun handelt. Und tatsächlich: Probiert man beide Varianten direkt aus Glas bzw. Dose, bewegen sich die Unterschiede innerhalb eines wirklich minimalen Bereichs – echte Akzente setzen hier nur die Ölvarianten. Warm oder gar nur lauwarm wird der Unterschied recht schnell ziemlich deutlich: Während der Dieselfisch aus der Dose flach bleibt oder sogar an Geschmack verliert, gewinnt der teure aus dem Glas durchaus an Komplexität. Oder wäre das alles am Ende nur Einbildung? Jedenfalls: Das Rezept ist eine ziemlich feine Sache, wenn man Thunfisch mag und gelegentlich ein wenig Abwechslung in seinen Pasta-Plan bringen möchte, ohne gleich Unmengen von Zeit, Geld (ja, es geht durchaus noch teurer!) oder beidem zu investieren. Und mir ist die ehrliche Thunfischpasta dann auch lieber als so eigenartig fantasielose Dinge wie Nudeln mit synthetischem Trüffelöl. Bah.
Was man braucht (für zwei Portionen):
- 140 g Bauchfleisch vom Thunfisch. Eingelegt. In Olivenöl. Und am besten den teuersten, den man bekommen kann.
- Olivenöl
- eine Knoblauchzehe
- 4 bis 6 kleine Tomaten, halbiert
- Thymian
- 1 TL Sardellenpaste
- 3 EL Tomatenmark
- 1 Schuß Noilly Prat. Oder ein geeignetes Substitut. Aber da gibt’s nicht viel…
- Thymian
- wenig frisch gemahlenen Pfeffer
- frisch gehackte Petersilie
- Nudeln: Hier waren es, da nichts besseres zur Hand war, Tagliatelle von De Cecco. Selbstgemacht ist natürlich immer zu bevorzugen.
Das Rezept:
Öl in einem Topf erhitzen und die Knoblauchzehe darin behutsam anbräunen. Die Tomaten zugeben und 5 Minuten leicht anbraten. Hitze reduzieren, ¾ des Thunfischfleischs zugeben (Vorsicht: spritzt!) und 5 Minuten garen. Dann den Knoblauch entfernen. In der Zwischenzeit Sardellenpaste, Tomatenmarkt, Noilly Prat und nochmal ein paar Tropfen Olivenöl glatt verrühren. In den Topf geben, leicht mit Thymian und ein wenig Pfeffer würzen, gut durchmischen und bei geringer Hitze etwa 15 Minuten garen. Die Nudeln kochen, die Sauce unterrühren, den restlichen Thunfisch gleichmäßig auf alle Portionen verteilen und mit der Petersilie bestreuen.
Der Wein dazu:
Der Wein, den es dazu geben sollte, musste sich gleich an dreierlei anpassen: Das durchaus vorhandene Gewicht des Thunfischs, die Säure der Tomaten und die salzige Würze der Sardellen-Noilly-Prat Kombination. Gebraucht wurden daher: Fülle, eine gewisse Säure und spitze Frucht. Klingt nach Sauvignon Blanc? Dachte ich mir auch. Und fand im Keller glücklicherweise eine aus dem letzten Sommer übriggebliebene und mittlerweile halbwegs anständig durchgelagerte Flasche Sauvignon Blanc von Buitenverwachting in Constantia, Südafrika, von dem es hier jedoch der mit ein wenig mehr Fülle und einem kleinen bisschen weniger Säure versehene 2015er war, und nicht der auf dem Bild zu sehende 14er. Nichts besonderes also – und doch wäre mir wirklich kein besserer Wein dazu eingefallen!