Salat ist für mich ja eine durchaus eher ungewöhnliche Sache. Tatsächlich bin ich regelmäßig ein wenig fassungslos, wenn mir Leute glaubhaft versichern, sie könnten aus Salat und Gemüse ausreichend Energie gewinnen, um Tag für Tag eine durchschnittliche, überstundenschwangere Arbeitswoche voller anspruchsvoller Aufgaben zu überleben, dazu noch zum Sport zu gehen und am Wochenende in der Natur herumzuhüpfen. Nein, ganz ehrlich, das scheint mir doch ein wenig abstrus. Zumindest muss man, habe ich den Eindruck, dafür einen eher eigenartigen Organismus haben. Vielleicht bin ich aber auch einfach nur unterentwickelt? Na, zumindest bin ich evolutionsbiologisch nicht mehr so nahe am Ameisenbär dran, dass ich noch meine Zunge rollen könnte. Aber jedenfalls: hier gab es tatsächlich Salat. Der umso interessanter war, als er lauwarm gegessen wurde: Der lauwarme Spargelsalat mit Tomaten und Avocado.
Ausgangspunkt war hier aber natürlich nicht, dass ich Salat essen wollte. Gott bewahre. Es war noch nicht einmal kein Fleisch vorhanden. Nein, am Anfang stand vielmehr ein Bund Spargel. Und es heißt ja immer, mit Spargel könne man so unglaublich viel anstellen. Kann man? Mag schon sein. Ich stelle meist nur eine Sache damit an: Er landet blanchiert und gebraten neben einem Schnitzel. Oder einem Steak. Oder Fisch. Oder Huhn. Na, es sieht jedenfalls immer gleich aus, schmeckt auch immer gleich, und ist einfach herrlich. Aber: Tatsächlich war mir nicht so sehr nach Fleisch – ich hatte nämlich vergessen, es aufzutauen. Ansonsten fanden sich an: Eine gerade reife Avocado und ein paar ziemlich reife Tomaten. Und die passen natürlich nicht nur farblich hervorragend zusammen, denn die fette Avocado ergibt einen wunderbaren Fond für die Säure der Tomaten – beide zusammen ergänzen sich wirklich ganz wunderbar. Und damit es nicht zu einfach würde, musste ich unbedingt noch ein paar Komplikationen einbauen. Also: Die Avocado gegrillt. Die Tomaten im Ofen gebacken. Und den Spargel? Na. Blanchiert und gebraten natürlich! Herausgekommen ist dabei eine nette Sache, die man durchaus solo essen kann, wenn man ausschließlich bei den Früchten bleiben möchte, die sich aber auch als etwas elaboriertere Beilage zu Gegrilltem essen ließe. Und dabei sieht sie auch noch so viel besser aus als schnöder Nudelsalat. Wobei: wer derlei isst….jedenfalls:
Was man braucht (für zwei vollumfängliche Lunchportionen):
- 1 Bund Grüner Spargel (ca. 500 g), gewaschen und die Spitzen abgetrennt
- eine Handvoll reifer Tomaten, gewaschen und geviertelt
- 2 Avocados, geschält und längs geviertelt
- Olivenöl
- Oregano
- Fleur de Sel und Pfeffer aus der Mühle
- ein wenig frisch geriebene Muskatnuss
- Butter
- Balsamico-Essig
- Worcestersauce
Das Rezept:
Tomaten in einer Schüssel mit Oregano bestreuen und mit Olivenöl beträufeln. Etwa 20 Minuten durchziehen lassen. Dann auf einem Backblech verteilen und im Ofen für 20 Minuten bei 150 °C garen – idealerweise entstehen gebräunte Stellen, aber die Tomaten werden nicht matschig. In eine Schüssel geben.
Gleichzeitig die Avocados in eine gusseiserne Grillpfanne setzen und bei starker Hitze 5 bis 7 Minuten von beiden Seiden grillen. Herausnehmen, in Würfel schneiden und zu den Tomaten geben.
Gleichzeitig die Spargelstangen 4 Minuten in kochendem Wasser blanchieren und ein paar Minuten in Butter anbraten. In die Schüssel geben. Im noch heißen Wasser die Spitzen ebenfalls 4 Minuten ziehen lassen, herausnehmen und ebenfalls leicht anbraten.
Die warme Mischung mit Salz, Pfeffer, Muskat und einem Schuss Worcestersauce würzen, mit Öl und Balsamico beträufeln, vorsichtig durchmischen und ein paar Minuten durchziehen lassen. Auf Tellern anrichten, mit den Spargelspitzen dekorieren und servieren.
Was ich mir dazu vorstellen könnte:
Wie schon gesagt: ich habe den Spargelsalat hier solo gegessen. Aber: ich hatte nicht allzu großen Hunger. Und die Avocado ist ja wirklich verdammt fett. Rein geschmacklich optimal wäre aber dunkles Fleisch mit Grillnote gewesen. Also ein sehr kleines Stück sehr heiß gebratenes Roastbeef – 150 g, nicht mehr. Oder ein Stück vom Vogel Strauß. Aber die laufen mir leider eher selten vor’s Visier. Immer aber: Gegrillt und mit einer deutlichen Röst- sowie idealerweise mit einer leichten Holzkohlerauchnote.
Was es zu trinken gab:
Muss ich es nochmal sagen? Ich habe den Salat wirklich solo gegessen. Und ich stimme meine Getränke ja eher selten auf Beilagen ab. Schwer fand ich es dennoch nicht, etwas passendes zu finden, denn im Prinzip kann man da ganz einfach vorgehen: Kein Fleisch drin? Also kein Rotwein. Herrscht schon Balance zwischen Fülle und Säure? Also kein Weißwein mit Schwerpunkt in die eine oder andere Richtung. Kein Riesling. Kein Chardonnay aus dem Holz. Bier? Bah, doch nicht zum Salat. Hm. Cidre? Brause für Sparfüchse also. Trotzdem: Cidre! Und schon hatte ich eine weitere Aromenrichtung auf dem Tisch: Herb, bitter, durchgegoren und spritzig. Und nur, um gleich nochmal diesen fabelhaften Cidre trinken zu können, würde ich ja glatt nochmal Salat solo essen.