Der Name dieses kleinen Rezepts klingt zugegebenermaßen deutlich ambitionierter, als es die Zubereitung tatsächlich ist. Letztlich handelt es sich bei den lauwarmen Avocadoschiffchen mit angeschmorten Datteltomaten nämlich lediglich um eine kleine, aber einigermaßen feine Beilage, die sich an warmen (nicht allzu heißen!) Tagen ganz gut mit Gerichten verträgt, die ebenfalls nicht wirklich der ganz leichten Küche angehören. Geboren wurden sie auch eher aus der Not: Es sollte Wiener Schnitzel geben, und da reife Avocados und kleine, süße Datteltomaten in der Küche herumlagen, mussten beide irgendwie zusammenfinden. Das hat am Ende ziemlich gut geklappt, denn die Avocados für sich sind fett genug, um es auch mit einem in sehr viel Butter gebratenen Schnitzel aufnehmen zu können, und die kleinen Datteltomaten bieten einerseits gerade noch genug Säure, andererseits aber auch eine wunderbar reife Süße, um der kräftigen Fülle der Avocados nicht allzu viel Raum zu überlassen, sondern sie leichter wirken zu lassen, als sie tatsächlich sind. Und davon abgesehen ist der Kontrast zwischen der hellgrünen Avocado und den roten Tomaten auch optisch ganz nett. Ach ja, und wenn man gerade kein Wiener Schnitzel zur Hand hat, kann man die kleinen Avocadoschiffchen natürlich auch als Vorspeise servieren. Nur an der Dekoration müsste man in diesem Fall vielleicht noch ein wenig arbeiten.
Was man braucht (für 2 Portionen):
- Eine reife Avocado. Reif bedeutet, dass sie nicht steinhart ist, aber auch noch keine braunen Stellen aufweisen sollte. Was man freilich immer erst erkennt, wenn man sie geschält hat.
- 10-12 kleine Datteltomaten. Kleine Tomaten sind besser, weil sie meist mehr Fruchtfleisch als Flüssigkeit enthalten. Und sie sollten unbedingt süß sein, denn sonst funktioniert das Rezept nicht.
- 5 EL Olivenöl
- 1 EL Tropfen Weißwein
- 1 EL Martini (die trockene Variante in der grünen Flasche, oder ein anderer trockener Wermut, keinesfalls das süße weiße Zeug)
- etwa 10 Blätter frisches Basilikum, geschnitten
- ½ Knoblauchzehe
- Fleur de Sel und Pfeffer aus der Mühle
Das Rezept:
Die Avocado sehr vorsichtig halbieren, schälen und den Kern herauslösen. Man sollte möglichst keine Druckstellen produzieren oder das Fruchtfleisch quetschen – eine ruhige Hand und ein sehr scharfes Messer sind von Vorteil. 1 EL Öl und 1 EL Weißwein in einem Topf vermengen, die Avocadohälften vorsichtig hineinsetzen, abdecken und bei sehr geringer Hitze sehr langsam erwärmen. Die Avocados dürfen sich auf keinen Fall auflösen und sollten auch nicht am Topfboden festbacken. Im Zweifelsfall noch ein wenig Flüssigkeit zugeben.
In einem anderen Topf den Knoblauch ganz leicht anbräunen, dann herausnehmen, die Hitze erhöhen und die Tomaten zugeben. Bei mittlerer Hitze etwa 15-20 Minuten anschmoren, regelmäßig schwenken und ggf. sanft umrühren – die Tomaten sollten sich nicht am Topfboden festsetzen. Sobald die Tomaten einigermaßen gebräunt und eingeschmort sind, das Öl über ein Sieb abgießen. Tomaten zurück in den Topf geben, Martini zugießen, Basilikum zugeben, mit Salz und Pfeffer abschmecken und, wenn nötig, die Flüssigkeit nochmal ein wenig reduzieren. Die Avocadoschiffchen, die mittlerweile gut durcherhitzt sein sollten, auf einen Teller setzen, die Kernmulde mit den Tomaten füllen und servieren. Für eine etwas kräftigere Variante kann man den Martini noch mit Worcestersauce und/oder Tabasco ergänzen.
Was es dazu gibt:
Das Rezept macht sich ziemlich gut zu hellem Fleisch, das nicht auf ganz leichte Art und Weise zubereitet wird. Zum Wiener Schnitzel war es an einem warmen Spätsommertag perfekt, ich könnte mir aber auch geschmorte Maishähnchenkeulen ziemlich gut dazu vorstellen, oder gegrilltes Kotelett vom Ibericoschwein. Sehr mageres Fleisch dagegen dürfte von der eher üppigen Avocado eher erschlagen werden – ob man es also mit gegrilltem Kalbsrücken versuchen möchte, bleibt dem eigenen Mut überlassen.
Beim Wiener Schnitzel ist meine Wahl eigentlich immer die gleiche: Rheingauer Riesling (diesmal: Georg Breuer Estate Rüdesheim Riesling – der 2012er war etwas saftiger als erwartet), dessen feine, kristalline Eleganz sich immer wunderbar zu den zart nussig-buttrigen Noten des Kalbsfleischs gesellt. Gleichzeitig wird Riesling auch immer wunderbar mit der nicht immer ganz einfachen Säure der Tomaten fertig, was man etwa von Chardonnay nicht wirklich immer behaupten kann, ohne gleichzeitig seinerseits einen Säurevorhang vor das Fleisch zu ziehen, wie Sauvignon Blanc es oft tut. Und von Rotwein würde ich im Zusammenhang mit Tomaten eigentlich grundsätzlich die Finger lassen, sofern die Tomaten nicht aus der Dose stammen und mindestens eine Stunde lang mit Rind oder Wild geschmort wurden.