How to dress for Bayreuth.

How to dress for BayreuthEine der interessantesten Fragen, die mir immer wieder gestellt werden, wenn mir jemand geschickt entlockt, dass ich gerne und regelmäßig nach Bayreuth fahre, ist, was man denn da so anziehen würde. Als ob das wichtig wäre! Gilt es doch der Kunst! Nein? Naja, ehrlicherweise ist es ja nicht so wichtig. Wirklich: Es ist tatsächlich nicht wichtig. Und es scheint da ja auch durchaus Dissens zu herrschen – nicht ganz klein schließlich ist die Gruppe jener, die einfach nur ihren Sonntagsanzug ausführen (und wer hätte gedacht, dass es so etwas wie den Sonntagsanzug überhaupt noch gibt!). Und dann natürlich jene, die entweder mit besonders fantasievollen Kostümen auffallen wollen (hoffen wir es für sie!) oder vielleicht auch einfach nur deshalb so aussehen, wie sie nun einmal aussehen, weil sich womöglich ein Verkäufer einen Spaß mit ihnen erlaubt hat (die Armen!). Ansonsten ist es aber einfach deshalb nicht wichtig, weil diese Frage, wenn man sich keiner der beiden Gruppen zugehörig fühlt, weil man sich mit der Idee des Sonntagsanzugs vielleicht nicht so wirklich anfreunden kann, und andererseits vielleicht auch nicht wirklich auffallen möchte, einfach nicht diskutiert zu werden braucht. Denn dann gibt es eigentlich nur eine Möglichkeit.

Black Tie

Smoking. Black Tie. Von mir aus auch Cravate Noire, wenn man ein wenig überspannt ist. Wobei übrigens noch nicht allgemein bekannt zu sein scheint, dass Black Tie tatsächlich eine schwarze Schleife und einen ebensolchen Cummerbund bedeutet. Nicht rot. Nicht grün. Nicht champagnerfarben. Und schon gar nicht violett changierend. Dass Lackschuhe dazu besser aussehen als Brogues mit dicker Sohle. Dass ein normaler, umgeklappter Hemdkragen nun auch schon seit ein paar Jahrzehnten durchaus akzeptabel (um nicht gar zu sagen: die bessere Wahl) ist. Und: dass karierte Hosen und Dinner-Jackets aus grünem Samt eine tolle Sache sind. Im November. Im Hubertuszimmer vor dem Kamin. Wenn man sich mit Zigarren und Portwein unter den Billardtisch schießt. Ansonsten – wer hätte gedacht, dass es derart schwer zu sein scheint, sich für die einfachste aller denkbaren Varianten zu entscheiden? – gilt das simple Gesetz: Schwarz ist schwarz ist schwarz ist schwarz. Schwärzer als schwarz ist nur sehr dunkles Blau. Und nur, wenn man zu den ganz routinierten Habitués gehört und von Bayreuth direkt weiter nach München, Salzburg, Glyndebourne oder Pesaro fährt: Dann darf auch ein weißes Dinner-Jacket ziemlich schwarz sein.