Was stellt man nur mit grünem Spargel an, wenn man eigentlich schon alles mögliche mit grünem Spargel angestellt hat? Und wenn man eigentlich mit dem, das man schon kennt, durchaus nicht unzufrieden ist? Und schließlich: Wenn man zwar ein halbwegs raffiniertes Essen liefern muss, aber gerade überhaupt keine Lust auf übertriebenen Aufwand hat? Im Winter gibt es für solche Zwecke – wenn es sich um Beilagen dreht – ja die Speckbohnen. Genau, diese meist recht fantasielos eingewickelten und angebratenen grünen Bohnen. Mit Speck außen herum. Und das nun mit Spargel versuchen? Geht durchaus. Man muss es nur ein ganz klein wenig modifizieren.
Der wesentliche Aspekt der Modifikation liegt natürlich in der Größe: Spargel ist naturgemäß deutlich größer als grüne Bohnen. Daher kommt es also gar nicht erst in Frage, bei jeder Portion zwei bis drei solche Röllchen auf den Teller zu geben. Denn wo das Gemüse größer ist, ist es natürlich auch das Röllchen – immer in Abhängigkeit davon natürlich, wie viele Stangen man in so ein Röllchen einbindet. Ich bin mir allerdings nicht sicher, ob Röllchen zu zwei oder drei Stangen überhaupt als solche zu bezeichnen wären. Und wir wollen ja auch in eine andere Richtung. Also wurde hier das eine, einzige Röllchen so groß und rund gemacht, wie es sich mit den vorhandenen Vorräten an grünem Spargel, Schinkenmantel und Bindemittel machen ließ. Ziel war nämlich, eine so große Rolle zu fabrizieren und ein wenig unter Zuhilfenahme von Speck und Käse zusammenzubinden, dass sie sich in Scheiben schneiden und dann womöglich nochmal separat anbraten ließe. Klingt nun doch nach ein wenig Aufwand – ist aber vollkommen harmlos. Schmeckt gar nicht schlecht. Und sieht auch gar nicht schlecht aus – zumal, wenn man die Scheiben dann gemeinsam mit anderen Scheiben anrichtet. Solchen vom Pfälzer Saumagen zum Beispiel. Der diesmal zwar aus der Dose, aber trotzdem immer noch aus bewährter Quelle (Hambel in Wachenheim) stammte. Und damit das alles auch noch so ambitioniert klingt, wie es aussieht: Pfälzer Saumagen an Tranchen von der Südtiroler Grünspargelrolle. Nur das mit dem Braten der Tranchen hat nicht funktioniert. Ach ja.
Was man braucht (für 2 Portionen):
- 250 g grünen Spargel.
- 100 g dünn geschnittenen Südtiroler Schinken
- 50 g kräftigen, nicht zu festen Käse, gerieben. Da der Schinken schon aus Südtirol kam, tat es der Käse auch: Stilfser Bergkäse, der allenfalls ganz minimal zu weich und frisch war.
- Pfeffer aus der Mühle und frisch geriebene Muskatnuss.
- Thymian und Rosmarin
- ein wenig Olivenöl
Das Rezept:
Den Backofen auf 180 °C (Umluft und Grill) vorheizen. Den Spargel 4 Minuten kochen, abgießen und abschrecken. Die Hälfte des Schinkens ausrollen, mit Rosmarin und Thymian belegen sowie mit Pfeffer und Muskat bestreuen. Den Spargel zusammen mit den Käseflocken auf den Schinken legen, dann möglichst fest und kompakt aufrollen. Mit dem restlichen Schinken noch fester wickeln. Öl in einer Auflaufform verteilen, die Rolle in die Form legen und 15 bis 20 Minuten im Ofen garen. Herausnehmen, 5 Minuten ruhen lassen, in Scheiben schneiden und servieren.
Der Wein dazu:
Hier gab es eine Überraschung: Kein Riesling wurde ausnahmsweise serviert. In der Pfalz geblieben sind wir aber trotzdem. Und bekamen eine Flasche noch recht frischen 2015er Weißburgunder Großes Gewächs Rosenkreuz Im untern Kreuz aus dem Weingut Theo Minges in Flemlingen an der Weinstraße auf den Tisch. Und obschon ich ja sonst eher selten vom Riesling abweiche, wo man Riesling trinken kann und sollte, muss ich sagen: Der Weißburgunder machte sich gar nicht schlecht. War durchaus füllig, angenehm cremig und mit schöner Säurestruktur. Freilich: Viel zu jung und frisch war er auch, und hätte gerne noch zwei, drei Jahre in den Keller wandern dürfen. Aber: Da man mir die schon geöffnete Flasche auf einer gerade schließenden Weinveranstaltung in die Hand drückte: Wie hätte ich da ablehnen können? Und kam so zu einer fabelhaften, wenngleich nicht mehr ganz vollen Flasche Weißburgunder. An der ich durchaus meinen Spaß hatte. Gleichwohl: Hätte ich mich aktiv entscheiden müssen, wäre es selbstverständlich Pfälzer Riesling geworden.