Der dritte Advent scheint mir der ideale Zeitpunkt, um Weihnachtsgeschenke zu verpacken – vorausgesetzt natürlich, man wird nicht vollkommen von Weihnachten überrascht, sondern hat bis dahin schon alles gekauft, gemacht, gebacken oder sonstwie vorbereitet. Denn: Den vierten Advent sollte man sich idealerweise aufheben, um allem Unvorhergesehenen begegnen zu können, das, wir wissen es, vor Weihnachten jedes Jahr ebenso zuverlässig eintritt, wie der Schnee ausbleibt. Und da die Geschenke tatsächlich schon vorhanden waren, habe ich ein wenig Zeit damit verbracht, sie zu verpacken – was gar nicht so leicht ist, wenn man in Bezug auf solche Dinge nicht so wirklich talentiert ist und zudem an der Qualität des Klebebands gespart hat. Woran jedoch nicht gespart wurde, ist das Geschenkpapier. Und genau darum geht es hier: Das schönste, feinste, eleganteste und vor allem festlichste Geschenkpapier, das sich denken lässt – Florentiner Papier.
Der besondere Reiz des Florentiner Papiers liegt darin, dass es eben keine leicht und nebenbei zu zerfetzende Verpackung einer aus Verlegenheit überreichten Nebensächlichkeit ist, sondern mit seinen feinen Ornamenten in Purpur, Kobalt, Malachit oder Chartreuse auf cremeweißem oder golden strahlendem Grund die ideale Verhüllung für von Herzen kommende Geschenke (ganz im Sinne von Gold, Weihrauch und Myrrhe) darstellt, deren wesentlicher Charakter nicht nur in der Überreichung des gemachten Gegenstands besteht, der vorerst noch unter dem Papier verborgen liegen muss, sondern vielmehr im Geben, in der Gabe an sich, deren Wert bereits durch Gewicht, Schwere und Ornament des Florentiner Papiers vorausbedeutet wird. Und wie gut erfüllt das Florentiner Papier seinen Zweck: Funkelt verhalten golden schon von Ferne unter dem Christbaum hervor, überstrahlt, wo immer es sich in einem jener bei größeren Geburtstagen gar nicht unüblichen Geschenkehaufen befindet, mühelos den ganzen Rest, und erregt, wo immer es samt Inhalt übergeben wird, die Aufmerksamkeit, die der Gabe an sich und ihrem rein materiellen Sein zukommt.
Das besondere am Florentiner Papier ist neben seinen wundervollen, feinen, festlichen und teilweise bis auf die Renaissance zurückgehenden Mustern die Methode, mit der diese Muster ursprünglich auf das Papier aufgetragen wurden: Die einzelnen Elemente der Muster wurden in Holzstempeln geschnitzt und diese Stempel zu Dutzenden zu einem zusammenhängenden Block zusammengebunden – je mehr Farben das fertige Muster tragen sollte, und aus je mehr einzelnen Elementen es bestehen sollte, desto mehr verschiedene solcher Blöcke mussten angefertigt werden. Ein gewisser Aufwand also, der das fertige Papier nicht unbedingt zu den preiswerten Varianten von Geschenkpapier macht, der aber zuverlässig für prächtige und sich gleichmäßig wiederholende Muster sorgt. Vermutlich haben, wie es meistens der Fall ist, auch beim Florentiner Papier ein wenig modernere Methoden Eingang in seine Herstellung gefunden, was aber nichts daran ändert, dass es nicht nur immer meine erste Wahl ist, wenn es um das Verpacken von Geschenken geht, sondern dass ich sogar seit Jahren kein anderes Geschenkpapier mehr verwendet habe.
Und wo schließlich schon vom Zerfetzen des Geschenkpapiers die Rede war: manchen soll das ja die eigentliche Freude sein. Das Florentiner Papier aber ist so stabil, dass es sich gar nicht so leicht zerpflücken lässt. So kann man es nicht nur einmal für Geschenke verwenden, sondern sogar durchaus mehrfach, wenn man einigermaßen vorsichtig damit umgeht. Das mag ein wenig sparsam erscheinen (und das ist es auch), aber: Welch bessere Wertschätzung kann man einem Ding entgegenbringen, als es mehrfach zu verwenden? Zumal, wenn es für so herrlichen Glanz sorgt!