Aufgegabelt: Chorizo vom Ibérico-Schwein an Bratkartoffeln à la Provençale.

Ibérico ChorizoDass ich ganz grundsätzlich ein großer Freund der Bratwurst bin, braucht, denke ich, nicht mehr sonderlich herausgestellt zu werden. Und dass ich für die herrlichen Ibérico-Schweine eine ausgeprägte Schwäche habe, wohl ebenfalls nicht. Was beides miteinander zu tun hat? Erst einmal gar nichts, könnte man meinen. Und so dachte ich auch. Bis? Ja, bis mir in einem neu eröffneten, in bestimmten Details ziemlich wohlsortierten Laden tatsächlich eine Kombination aus beiden Dingen über den Weg lief. Oder vielmehr: In Metzgers Theke lag. Eine Bratwurst vom Ibérico-Schwein. Und natürlich nicht eine normale Bratwurst (die ich übrigens auch genommen hätte), sondern, wie das der Spanier so macht, eine Ibérico-Chorizo. Scharf, ölig, schwer und trocken.

Da Rezepte für Bratwürste aber so eine Sache sind, und man mit Rezepten für Bratkartoffeln auch nicht viel gewinnen dürfte, beides aber eine fabelhafte Kombination ist und in diesem Fall als Mittagessen mittlerer Stärke und Menge auf meinem Tisch landete, soll es hier eher um das gehen, was noch zu den Kartoffeln hinzukam, und das nicht nur diesen ein wenig mehr Geschmack verlieh, sondern auch mit Fett und Schärfe der Wurst fertig werden musste: Eine Art würziges Tomatenarrangement, das wir hier nur deshalb à la  Provençale heißen, weil Rosmarin, Thymian und Noilly Prat ganz grob in diese Richtung weisen, und natürlich, weil es gut klingt und die Wurst ja auch irgendwie aus dem Südwesten kommt, wenn man es geographisch ein bisschen weniger genau nimmt. Fett und Schärfe? Tatsächlich ist die Chorizo eine ziemlich einmalige Wurst: Nicht nur Fleisch und Speck ohne Ende sind drin, sondern auch Paprika und Knoblauch in nicht zu unterschätzender Dosierung. Paprika vor allem für Farbe und Schärfe, und Knoblauch natürlich vor allem für continental breath. Und tatsächlich kann man sie, die man hierzulande doch meist eher als Aufschnitt schätzt, auch ganz gut braten. In der Summe wurde daraus eine ziemliche gute Chorizo vom Ibérico-Schwein an Bratkartoffeln à la Provençale.
Bratkartoffeln provencale
Was man braucht (für zwei Portionen):

  • Zwei Chorizo-Würste. Vier, wenn es ein Abendessen sein soll.
  • Vier junge Kartoffeln, nicht zu klein. Acht, wenn es ein Abendessen sein soll.
  • 1 Schalotte, gehackt
  • Butter
  • max. 50 ml Noilly Prat – oder ein geeignetes Substitut. Wobei kaum eines an ihn herankommt. Finger weg von allem, das mit „Wermut“ beschriftet ist.
  • eine Handvoll Datteltomaten
  • Salz und Pfeffer aus der Mühle
  • Thymian
  • Rosmarin
  • Cayennepfeffer
  • Petersilie, gehackt
  • ein Spritzer Worcestersauce

Das Rezept:
Bratkartoffeln mit Salz, Pfeffer, Rosmarin und Thymian in Butter zubereiten. Chorizo-Würste mit Butter in einer Eisenpfanne braten. Ggf. unter Zuhilfenahme eines Deckels, wenn sie nicht ordentlich durchgart. Der eigentlich interessante Teil: Butter in einer kleinen Kasserolle erhitzen und die Schalotte etwa 10 Minuten andünsten, bis sie leicht anbräunt. Mit dem Noilly Prat ablöschen und stark reduzieren, bis die Schalotten wieder anzubraten drohen. Die Tomaten vierteln und gemeinsam mit Salz, Pfeffer, Cayennepfeffer, Petersilie und Worcestersauce zugeben. Deckel aufsetzen und nochmal ca. 10 Minuten garen, bis die Tomaten einigermaßen zerfallen sind. Deckel abnehmen und die verbleibende Flüssigkeit stark reduzieren, dann auf den Bratkartoffeln (nicht auf den Würsten! Wirklich. Die haben genug Eigengeschmack.) servieren. Und nach dem Essen einen großen Schnaps trinken.

Der Wein dazu:
Juliusspital Sylvaner Würzburger Abtsleite Erste LageFett und Schärfe der Wurst sind hier die entscheidenden Faktoren. Und damit muss ein Wein erst einmal fertig werden können, ohne dabei aber zu leicht und zu dünn zu sein. Säure und Fülle sind also gefragt – in einer schönen Balance. Wie meist bei ähnlichen Problemstellungen bin ich in diesem Fall beim fränkischen Sylvaner gelandet. Genauer: Bei der Würzburger Abtsleite Erste Lage vom Juliusspital. Eine exotische Kombination, das gebe ich durchaus zu. Aber so ein paar Exotismen darf man sich ja auch gelegentlich erlauben, wenn man es sonst eigentlich nur mit Bratwurst und Kartoffeln zu tun hat.