A Roaring Fire.

Der Kamin als Metapher. Und hinreichender Ersatz.

Kaminkommode

Zugegeben: Bei einem echten Kamin würde hier deutlich mehr brennen….

An anderer Stelle habe ich geschrieben, dass ich unglaublich gerne ruhige Abende vor dem Kamin verbringe. Und dort steht, auch dass der Kamin eher als Metapher zu sehen sei, denn als echter Kamin. Warum ist das so? Ganz einfach: ich habe keinen Kamin. Obwohl ich in einem einigermaßen alten Haus wohne, das ansonsten durchaus noch an manchen Stellen den Charme des 19. Jahrhunderts versprüht – z.B. ungedämmte Außenwände, eine nicht ganz praktische Raumdistribution und ein ungeheiztes Gästebad – gibt es hier keinen Kamin, und wahrscheinlich gab es auch niemals einen. Und falls doch, ist er spätestens 1944 untergegangen und wurde beim Wiederaufbau des Hauses als nicht mehr zeitgemäß empfunden und daher weggelassen. Allerdings ändert das nichts daran, dass ich trotzdem gerne einen offenen Kamin hätte, und eigentlich schon immer einen wollte. Nichts ist gemütlicher, als abends vor dem offenen Feuer zu sitzen und, wenn man gerade nichts besseres zu tun hat, in die Flammen zu schauen. A propos Gemütlichkeit: Selbst wenn man selbst schon ausreichend gemütlich ist, kann man es sich ja trotzdem immer noch ein wenig angenehmer machen – ganz abgesehen natürlich von der nicht unromantischen Wirkung des Feuerscheins beim Diner à deux und danach auf dem Sofa. Nur anbrennen lassen sollte man grundsätzlich nichts.

Der Punkt ist aber tatsächlich: Nicht der Kamin an sich ist es, der diese angenehme, warme Wirkung erzeugt, sondern es ist der bloße, flackernde und tanzende Schein der Flammen. Sicher: Ein echter Kamin, in dem ein paar Holzscheite brennen, knistern, gelegentlich Funken versprühen und schließlich verglühen, bietet über das rein optische Erlebnis hinaus noch eine ganze Menge mehr. Aber hier geht es allein um den Schein der Flammen, denn ihr flackernder Tanz ist es, der die wesentliche Wirkung des Kamins ausmacht, und das warme Rot und Gelb ihres Feuerscheins, die dem künstlichen Licht der elektrischen Beleuchtung (zumal, wenn man auch noch diese grässlichen Energiesparlampen hat) eine besondere Note verleihen.

Glücklicherweise gibt es aber Feuer nicht nur im Kamin, sondern zum Beispiel auch bei Kerzen. Jetzt könnte man natürlich sagen: Das ist doch ganz was anderes. Zugegeben: das stimmt. Allein mit einer kleinen Kerze lässt sich kein Kaminfeuer ersetzen oder auch nur ansatzweise simulieren. Was man also braucht, oder womit man zumindest einen ganz zufriedenstellenden Erfolg erreichen kann, sind Windlichter mit einigermaßen dicken Stumpenkerzen. 8 bis 10 Zentimeter im Durchmesser sind in Ordnung, denn dann sind die Kerzen dick genug, damit der Docht in ihrem Inneren nach unten brennen und dabei eine Art Schacht erzeugen kann, während die Außenwände der Kerze stehen bleiben und die Flamme durchscheinen lassen. Das Glas der Windlichter sorgt gleichzeitig für ein geschütztes und gleichmäßiges Abbrennen der Kerze, so dass die Flamme nicht allzu sehr flackert, und auch so gut wie kein Ruß entsteht.

Kamin3

Dann muss man die Windlichter natürlich irgendwo aufstellen. Da ein offener Kamin häufig der Mittelpunkt des Raumes ist, auf den die ganze Einrichtung ausgerichtet ist, bietet sich das für die Windlichter ebenfalls an – ich persönlich bevorzuge da eine sehr symmetrische Anordnung, da ich ohnehin sehr für symmetrische Arrangements zu begeistern bin (denn wenn der Rahmen eine gewisse Ordnung hat, kann im Detail umso hübscheres Chaos herrschen – aber davon an anderer Stelle mehr…). Bei mir stehen die beiden Windlichter also auf einer Kommode, die eine glänzende Oberfläche hat, was zu einer ersten, aber schwachen Reflexionswirkung des Kerzenscheins führt. Entscheidend ist dagegen der Spiegel, der über der Kommode und hinter den beiden Windlichtern hängt: Durch seine Wirkung werden aus zwei Kerzenflammen vier, und damit wird auch die angenehm flackernde Wirkung der Kerzenflammen verdoppelt. Und zusammengenommen geben vier kleine Kerzenflammen ja fast schon eine große – auf den Bildern wird es vielleicht nicht so wirklich deutlich, aber der Effekt ist durchaus beeindruckend. Und vernünftige Kerzen sollte man natürlich haben: ich hatte anfangs recht billige Stumpenkerzen, die stark rußten und mir das Zimmer total verräucherten. Mittlerweile habe ich nur noch Stearinkerzen, die sauber und geruchslos abbrennen und damit perfekt geeignet sind.

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Jetzt könnte man natürlich auch sagen: Wozu dieser Aufwand mit den Kerzen, den Windlichtern, und so einen riesigen Spiegel möchte man vielleicht auch nicht haben. Und es gibt doch solche Gel- und Alkoholkamine, auf denen zwischen Keramikscheiten eine Brennpaste für Flammen sorgt. Richtig ist, dass es so etwas gibt. Richtig ist auch, dass so etwas genau so wenig echt ist wie die Idee mit den Windlichtern. Trotzdem finde ich, dass man von so etwas die Finger lassen sollte, denn erstens ist es noch viel mehr der Versuch, etwas nachzustellen, das man nicht nachstellen kann, zweitens sieht es noch viel unechter aus (und man kann sich nie darauf herausreden, es seien ja nur ein paar Kerzen!), und drittens finde ich diese Lösung mit den Wegwerf-Brenndosen einfach viel zu teuer und umweltvergessen, als dass ich sie mir für einen gemütlichen Abend ins Haus holen wollte. Und dann gibt es natürlich noch Kamine mit elektrisch simuliertem Feuer. Aber darüber, glaube ich, brauchen wir nun wirklich nicht weiter zu reden.

Das Fazit zum Kamin als Metapher und zur realen Umsetzung einer metaphorischen Idee durch einigermaßen hinreichenden Ersatz: Natürlich ist es nicht echt. Hübsch ist es aber trotzdem, und sorgt zuverlässig und mit geringem Aufwand für eine mehr als angenehme Atmosphäre. Auf viele schöne Abende, die mit einem Glas Wein im Spiegel der Flammen vor dem (Fast-)Kamin verbracht werden!